Hat ein Holzhaus einen niedrigeren Marktwert wie ein Steinhaus?
Wie lange hält eigentlich ein Holzhaus?
Wie hoch sind die Kosten für die Instandhaltung eines Holzhauses?
Diese und ähnliche Fragen treten regelmäßig beim Erwerb eines Holzhauses auf. In begehrten Lagen liegt das Preisniveau für Bauland und auch für Häuser immer noch sehr hoch. Steigende Zinsen haben ersichtlich zu einer Verringerung des potenziellen Interessentenkreises für Neubauten und bei Bestandsobjekten geführt. Eine tatsächliche merkliche Reduzierung der Immobilienpreise ist allenfalls bei sanierungsbedürfigen Bestandsobjekten zu beobachten. Der Anteil von Holzhäusern in Deutschland und vielen Ländern Mitteleuropas ist in in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Das Angebot an Bestandsimmobilien, sei es nun Fertighaus, Holzständerhaus, Blockhaus oder ganz allgemein Massivholzhaus oder Holzhaus, hat kontinuierlich zugenommen. Für potenzielle Käufer:innen sind Bestandsimmobilien daher eine Chance, eine eigene Immobilie erwerben zu können.
Qualität Steinhaus – Holzhaus
Gebäude in mineralischer Bauweise bestehen in den allermeisten Fällen aus standardisierten, industriell gefertigten Vorprodukten, die dann auf der Baustelle zusammengefügt werden. Auch für die Verarbeitung dieser Vorprodukte auf der Baustelle stehen ausführliche Dokumentationen zur Verfügung und die Abläufe sind stark standardisiert. Die Beurteilung der Qualität eines Steinhauses ist für Fachleute daher in vielen Fällen gut möglich. Für ein Holzhaus existiert eine kaum zu überblickende Vielfalt an Konstruktionen, Systemen und verwendeten Baustoffen. Eine Standardisierung wie im Mauerwerksbau gibt es hier nicht. Selbst im klassischen Holzfertigbau (mit vorgefertigten Holztafelelementen) sind eine Vielzahl unterschiedlicher Baustoffe und Konstruktionen sowohl bei der Tragkonstruktion wie auch bei Dämmungen und Bekleidungen anzutreffen. Eine Beurteilung der Qualität von einem Holzhaus erfordert ein hohes Maß an Fachkenntnissen und ist auch ein Stück weit abhängig von der Qualität der verfügbaren Dokumentationen und Unterlagen.
Marktwert = subjektiver Wert
Unabhängig von der gewählten Bauart, sei es nun Holztafelbau, Holzrahmenbau bzw. Holzständerbau, Fachwerkbau oder Holzblockbau, ist der Marktwert keine fixe Größe. Er ist eine Abschätzung eines wohl zu erzielenden Verkaufspreises. Jedoch sind die Marktteilnehmer:innen nicht genormt, sondern sind Individuen mit ganz persönlichen Vorstellungen und Wünschen. Per Definition ist der Marktwert der Preis für eine Immobilie, wie er unter gewöhnlichen Bedingungen (z.B. keine Notsituation, keine Verwandtengeschäfte etc.) in einem angemessenen Zeitraum am Markt tatsächlich erzielt werden kann. Gerade bei Holzhäusern kann bei Besichtigungen festgestellt werden, dass die “Wertigkeit” eines Gebäudes höchst unterschiedlich eingeschätzt wird. Während z.B. vergraute Außenfassaden für den einen ein “Nogo” sind, findet der andere hieran deutlich mehr Gefallen als an verputzten Fassaden. Auch die Attraktivität von Sichtholz im Innenbereich wird sehr unterschiedlich eingestuft. Einige grundlegende Informationen und Tipps beim Kauf eines bestehenden Wohnhauses können diesem Beitrag entnommen werden.
Marktwert Holzhaus – einige Anmerkungen
Das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes und der Pflegezustand haben erheblichen Einfluss auf den Marktwert. Ein noch so verschmutzter PKW sieht nach der Waschstraße gleich wieder ordentlich aus. Der Zustand eines Gebäudes kann hingegen nur mit größeren Aufwändungen verbessert werden. Der/die potenzielle Kaufinteressent/in ist in vielen Fällen technischer Laie. Ein positiver Ersteindruck erhöht die Bereitschaft für vertiefende Verhandlungen. Fällt der Ersteindruck hingegen negativ aus, entsteht hiermit – häufig im Unterbewusstsein – bereits einleitend eine erhebliche Barriere.
Bei Gebäudetypen etwa in Holzblockbau, Fachwerkbau oder anderweitigen Massivholzbauarten ist die Tragstruktur im Regelfall zumindest einseitig sichtbar. Eine Beurteilung der “Qualität” ist hier deutlich einfacher als bei vollständig bekleideten Systemen. Bei den Bauarten Holztafelbau, Holzrahmenbau und Holzständerbau sind möglichst umfassende Dokumentationen (Pläne, Beschreibungen, bautechnische Nachweise) daher besonders wichtig. Sind solche nicht oder nur bruchstückhaft vorhanden, hat dies im Regelfall dämpfende Wirkung auf den Marktwert.
Für Holzhäuser bzw. für deren Hersteller existieren RAL-Gütezeichen. Sie können naturgemäß kein abschließendes Merkmal für den Marktwert einer jeden individuellen Immobilie sein. Jedoch ist hiermit die Einhaltung grundlegender Anforderungen an Materialauswahl, Planung, Fertigung und Montage dokumentiert. Ergänzende Infos zu Qualitätsmerkmalen von Holzhäusern finden sich in diesem Beitrag.