Wenn der Holzwurm klopft

Sichtbare Fraßgänge durch den “kleinen Holzwurm” in alten Möbeln sind bisweilen eine wertsteigernde Eigenschaft. Tierische Holzschädlinge in Konstruktionshölzern hingegen können zu vorzeitigen Schädigungen führen und sollten daher fachkundig abgeklärt werden. Umgekehrt muss ein vereinzelter Schädlingsbefall nicht zwangsweise in einem Bauwerksversagen enden. Die Thematik Holzwurm ist außerordentlich vielschichtig, nachstehend einige wesentliche Sachverhalte in Kurzdarstellung.

Holzwurm – Eigenschaften und Maßnahmen

  1. Die Entwicklung von tierischen Holzschädlingen erfolgt in vier Entwicklungsstufen: Ei – Larve – Puppe – Vollinsekt. Schäden im Holz werden bei den meisten Gattungen ausschließlich durch die Fraßtätigkeit von Larven verursacht, wobei die charakteristischen Gänge in der Holzstruktur unterhalb der Holzoberfläche entstehen. Je nach Temperatur und Feuchteverhältnissen kann sich das Larvenstadium über einen Zeitraum von wenigen Monaten bis hin zu mehreren Jahren erstrecken. Meist oberflächennah verpuppt sich die voll entwickelte Larve und verlässt durch ein Fraßloch hindurch als fertiges Insekt das Holz.
  2. Wenn Holzteile einer ordnungsgemäßen technischen Trocknung unterzogen werden, kann ein Schaden durch Holz zerstörende Insekten ausgeschlossen werden. Eine regelkonforme technische Trocknung liegt vor, wenn das Holz in einer hierfür geeigneten technischen Anlage bei einer Temperatur von mindestens 55 °C mindestens 48 h lang auf eine Holzfeuchte unterhalb von 20 % getrocknet wird. Es ist zu vermuten, dass sich das Insektenweibchen für die Auswahl einer geeigneten Stätte zur Eiablage an Geruchsstoffen des Holzes orientiert. Durch die erhöhten Temperaturen beim Trocknungsprozess werden flüchtige Substanzen freigesetzt, die ansonsten der Identifizierung des Holzes durch das Insektenweibchen dienen würden.
  3. Sowohl bei Holz im Innenausbau als auch bei Konstruktionshölzern ist technische Trocknung mittlerweile Stand der Technik.
  4. Schädlingsbefall in historischen Holzteilen oder alten Möbeln kann entsprechend durch nachträgliche technische Trocknung gut beseitigt werden. Fraßgänge oder Fraßlöcher bleiben zwar sichtbar, jeglicher Lebendbefall stirbt aber ab.
  5. Bei den tierischen Holzschädlingen wird unterschieden in Frischholz- und Trockenholzinsekten. Ein wirtschaftlicher Schaden an Holzteilen ist in aller Regel nur durch Trockenholzinsekten möglich. Der Hausbock (hylotrupes bajulus) sowie Anobien (anobium punctatum) sind hierzulande Insektenarten, die Schädigungen im verbauten Holz herbeiführen können.
  6. Trotz technischer Trocknung können im Holz Fraßgänge vorhanden sein, wenn ein Befall durch Frischholzinsekten vor der Trocknung vorhanden war. Wie bereits dargelegt, stirbt während der technischen Trocknung jeglicher Befall vollständig ab.
  7. Bei einem Lebendbefall durch Trockenholzinsekten an technisch nicht getrockneten Konstruktionshölzern sollten Befallsumfang und Befallsart von einem Fachmann abgeklärt werden. In Abhängigkeit zum Untersuchungsergebnis sind sodann geeignete Maßnahmen einzuleiten.
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