Innenräume richtig lüften

Richtiges Lüften ist Wohnqualität

In Innenräumen können sich in der Luft Feuchtigkeit und Schadstoffe ansammeln. Durch geeignete Lüftung ist dafür zu sorgen, dass diese möglichst zeitnah und direkt am Entstehungsort nach außen abgeführt werden. Neben Gerüchen oder dem CO2-Gehalt können zu hohe Feuchtekonzentrationen in der Luft an kalten Oberflächen Kondensat (=Tauwasser) hervorrufen, in der Folge ist die Ansiedlung von Schimmelpilzen möglich.
Weiterführende Informationen zur Beurteilung und Vermeidung von Schimmelpilzen finden Sie hier: Gutachten Schimmelpilze.

Dabei darf die Auswirkung von Verdunstung in Innenräumen keinesfalls unterschätzt werden. Wenn in einem Raum mit 30 m² Grundfläche, 2,50 m Raumhöhe und einer Lufttemperatur von 20 °C 1/2 Liter Wasser verdunstet, erhöht sich (sofern kein Luftaustausch erfolgt) die relative Luftfeuchte um knapp 40 %. Nachstehend eine Liste, welche Wasserdampfmengen in Innenräumen anfallen können:

Mittelgroße Topfpflanze ca. 0,30 – 0,40 l / Tag
Mensch, ruhend ca. 0,80 – 1,00 l / Tag
Mensch, leichte Tätigkeit ca. 0,20 – 0,30 l / h
Trocknung Portion Wäsche (geschleudert) ca. 0,20 – 0,30 l / Tag
Trocknung Portion Wäsche (tropfnass) ca. 0,50 – 0,80 l / Tag
Kochen ca. 0,50 – 1,00 l / h
Duschbad ca. 0,50 – 1,50 l / h

Baufeuchte, sei es bei neu errichteten Gebäuden oder nach Renovierungen bzw. Sanierungen, erfordert besonders intensive Lüftung, um schädliche Feuchteanreicherungen an Bauteiloberflächen zu vermeiden.

Veränderungen im Lüftungsverhalten können bei älteren Gebäuden dann notwendig werden, wenn bislang vergleichsweise undichte Bauteile, z.B. Fenster, durch deutlich luftdichtere Systeme ersetzt werden.

Die Feuchteregulierung in Innenräumen ist ein wichtiges Kriterium für das Lüftungsverhalten, jedoch nicht das einzige. Auch die Luftqualität selbst sollte beachtet werden. Der Mensch benötigt beim Atmen Sauerstoff, beim Ausatmen wird Kohlendioxid an die Umgebung abgegeben. Wenn sich eine größere Zahl von Menschen in geschlossenen Innenräumen aufhält, kann der Kohlendioxidgehalt der Raumluft vergleichsweise schnell unzuträgliche Konzentrationen erreichen. Mittlerweile sind am Markt (ähnlich wie für relative Luftfeuchte) Geräte erhältlich, die den Kohlendioxidgehalt der Luft messen und anzeigen.

Erhöhter Lüftungsbedarf kann auch dann vorliegen, wenn sich in Innenräumen neue Einrichtungsgegenstände befinden oder Oberflächen renoviert wurden (z.B. Versiegelung von Holzböden).

Fensterlüftung

Intensive Stoßlüftung, also vollständiges Öffnen von Fenstern, am besten über Eck oder gegenüberliegend, ist die wirksamste und sinnvollste Lüftungsmethode bei Fensterlüftung. Sofern in Räumen allenfalls nur eine Fensteröffnung vorhanden ist, kann möglicherweise Raum übergreifend bei offenen Innentüren gelüftet werden. Je nach Nutzung und Verdunstungsmengen kann mehrmalige Stoßlüftung während eines Tages erforderlich sein.

Wenn größere Feuchtemengen in Innenräumen anfallen, etwa beim Kochen, Waschen oder Duschen, sollte unmittelbar danach gut gelüftet werden.

Längerfristige Kippstellungen sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Der tatsächliche Luftaustausch ist hier vergleichsweise gering, außerdem kühlen in der Umgebung von gekippten Glaselementen im Gebäudeinnern die Bauteiloberflächen stark ab. Wenn Frischluftfreunde in Schlafräumen gekippte Fenster bevorzugen, sollte die Kippstellung nur während der Nacht erfolgen.

In Kellerräumen sind die Oberflächen von Wänden, Böden und Decken in vielen Fällen vergleichsweise kalt. Wenn im Sommer warme und feuchtebeladene Luft eintreten kann, kann es zu Tauwasserbildung und in der Folge zu Schimmelpilzwachstum kommen. An schwülen und warmen Tagen sollten Kellerräume deshalb höchstens nachts oder am frühen Morgen gelüftet werden. In den Wintermonaten ist die Lüftung von Kellerräumen im Hinblick auf Tauwasser und Schimmelpilzbildung im Regelfall unkritisch. Unabhängig vom Lüftungsverhalten kann sich bei Kellerräumen ohne ausreichende Abdichtung zur Außenseite – insbesondere bei älteren Gebäuden – eine zusätzliche Feuchtezufuhr von außen einstellen.

Außenluftdurchlässe

Seit einigen Jahren werden für sehr luftdicht errichtete Gebäude sogenannte Außenluftdurchlässe (ALD) angeboten, etwa in Form von planmäßigen Schlitzen in Fensterrahmen. Der tatsächliche Nutzen solcher Maßnahmen in der Baupraxis ist umstritten und sollte eingehend geprüft werden. Der Luftaustausch ist ähnlich wie bei gekippten Fenstern vergleichsweise gering, allerdings werden angrenzende Bauteiloberflächen während der kalten Jahreszeit im Gebäudeinnern stark ausgekühlt.

Mechanische Lüftung

Ventilatorgestützte Lüftungsanlagen sind als zentrale oder dezentrale Lösungen möglich. Bei auftretenden Feuchtespitzen ist hierbei zusätzliche Stoßlüftung über Fenster stets sinnvoll. Wenn nur Teile einer Wohnung mit mechanischen Lüftungsanlagen ausgestattet sind, sind die übrigen Räume in gewohnter Weise mit Fenstern zu lüften.

Lüftungsanlagen sind, artähnlich wie Heizungen, regelmäßig zu warten. Eine jährliche Wartung, Funktionskontrolle und Reinigung ist zu empfehlen. Alle Arten von mechanischen Lüftungsanlagen sind mit Filtern ausgestattet. Diese sind je nach Beschaffenheit regelmäßig zu reinigen oder zu ersetzen. Solche Wartungsintervalle können bei starker Verunreinigung der Luft bei nur etwa 3-4 Monaten liegen. Bei ungenügender Reinigung oder zu langer Standzeit von Filtern können gesundheitliche Gefährdungen durch Verkeimung auftreten.

Noch ein wichtiger Hinweis für Mietwohnungen:

Es ist sehr zu empfehlen, bei Mietwohnungen, die mit mechanischen Lüftungsanlagen ausgestattet sind, die Verantwortlichkeit für Wartung und Filterwechsel im Mietvertrag eindeutig zu regeln.

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